Bouquiniste – Librairie Allemande

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Gedicht der Woche

Christian Morgenstern

Der Werwolf

Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind, und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!

Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:

“Der Werwolf”, – sprach der gute Mann,
“des Weswolfs”- Genitiv sodann,
“dem Wemwolf” – Dativ, wie man’s nennt,
“den Wenwolf” – damit hat’s ein End.’

Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!

Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
Zwar Wölfe gäb’s in großer Schar,
doch “Wer” gäb’s nur im Singular.

Der Wolf erhob sich tränenblind –
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.

Schaufenster – „Rentrée Allemande“

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Unser aktuelles Schaufenster „Rentrée Allemande“!

Zitat der Woche

Charles Baudelaire

„Jeder gesunde Mensch kann leicht zwei Tage ohne Nahrung leben – ohne Poesie niemals!”

Neu eingetroffen – „erste Herbstneuerscheinungen“

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Die ersten Herbstneuerscheinungen 2015 sind eingetroffen!

Gedicht der Woche

Bertolt Brecht

Vom Schwimmen in Seen und Flüssen

Im bleichen Sommer, wenn die Winde oben
Nur in dem Laub der großen Bäume sausen,
Muß man in Flüssen liegen oder Teichen
Wie die Gewächse, worin Hechte hausen.

Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm
Leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt,
Wiegt ihn der kleine Wind vergessen,
Weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält.

Der Himmel bietet mittags große Stille.
Man macht die Augen zu, wenn Schwalben kommen.
Der Schlamm ist warm. Wenn kühle Blasen quellen,
Weiß man: Ein Fisch ist jetzt durch uns geschwommen.

Mein Leib, die Schenkel und der stille Arm
Wir liegen still im Wasser, ganz geeint.
Nur wenn die kühlen Fische durch uns schwimmen,
Fühl ich, daß Sonne überm Tümpel scheint.

Wenn man am Abend von dem langen Liegen
Sehr faul wird, so daß alle Glieder beißen,
Muß man das alles, ohne Rücksicht, klatschend
In blaue Flüsse schmeißen, die sehr reißen.

Am besten ist’s, man hält’s bis Abend aus.
Weil dann der bleiche Haifischhimmel kommt
Bös und gefräßig über Fluß und Sträuchern.
Und alle Dinge sind, wie’s ihnen frommt.

Natürlich muß man auf dem Rücken liegen
So wie gewöhnlich. Und sich treiben lassen.
Man muß nicht schwimmen, nein, nur so tun, als
Gehöre man einfach zu Schottermassen.

Man soll den Himmel anschaun und so tun,
Als ob einen ein Weib trägt, und es stimmt.
Ganz ohne großen Umtrieb, wie der liebe Gott tut,
Wenn er am Abend noch in seinen Flüssen schwimmt.

Schaufenster – „Krimizeit“

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Wir sind aus den Ferien zurück  – Zeit für einen guten Krimi!

Zitat der Woche

Adalbert Stifter

« Das Beste steht nicht immer in den Büchern, sondern in der Natur; nur haben die Menschen meist nicht die Augen, es zu sehen. »

Schaufenster – „Leselust“

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Unser aktuelles Schaufenster „Leselust“ – Bücher so gelb wie die Sonne!

Gedicht der Woche

Rainer Maria Rilke

Der Leser

Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht
wegsenkte aus dem Sein zu einem zweiten,
das nur das schnelle Wenden voller Seiten
manchmal gewaltsam unterbricht?

Selbst seine Mutter wäre nicht gewiss,
ob er es ist, der da mit seinem Schatten
Getränktes liest. Und wir, die Stunden hatten,
was wissen wir, wieviel ihm hinschwand, bis

er mühsam aufsah: alles auf sich hebend,
was unten in dem Buche sich verhielt,
mit Augen, welche, statt zu nehmen, gebend
anstießen an die fertig-volle Welt:

wie stille Kinder, die allein gespielt,
auf einmal das Vorhandene erfahren;
doch seine Züge, die geordnet waren,
blieben für immer umgestellt.

Buch – Coup de coeur – „Konzert ohne Dichter“

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Durch „Konzert ohne Dichter“ erleben wir nicht nur Rilke von einer doch ganz anderen Seite. Wir werden dadurch auch noch neugieriger auf seine Dichtkunst, verspüren Entdeckerlust auf Bilder von Heinrich Vogeler, Paula Modersohn-Becker und auf Skulpturen von Clara Rilke-Westhoff. Und gleichzeitig sehnen wir uns nach der besonderen Landschaft von Worpswede. Das „Märchen“ Worpswede wird mehr als lebendig durch die so wunderbare Erzählkunst von Klaus Modick! Ein literarisch absolut bemerkenswerter und sehr eindrucksvoller Kunstroman, der mehr als lesenswert ist!

Verlag: Kiepenheuer&Witsch
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3462047417
Preis: 17,99